Passive und aktive Massnahmen der akustischen Gestaltung

Grundsätzlich gilt: Vielfalt und Abwechslung ist hörbar. Je unterschiedlicher die physische Ausgestaltung und die verwendeten Materialien, umso grösser ist das akustische Potenzial eines Ortes.

Gelände und Strukturierung

Für interessante Hörerlebnisse an einem Ort, kann die Umgebung topographisch modelliert werden. Die akustischen Wirkungen der Geländegestaltung wie Abschirmung, Beugung oder Reflexion werden dadurch räumlich wahrnehmbar, z.Bsp. schützen Geländeformen wie Wälle oder Einsenkungen vor dem Strassenlärm oder der lauten Parknutzung.

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Gebäude, Kleinbauten und Mauern

Neue öffentliche Räume entstehen durch die Anordnung der Gebäude. Hier gelten verschiedene städtebauliche Kriterien. Werden zusätzlich auch akustische Bedingungen berücksichtigt, so kann dies die Aufenthaltsqualität erheblich verbessern. Altstädte sind aufgrund der oft kleingliedrigen Gebäudestruktur, der kaum parallelen Fassaden und der Materialvielfalt akustisch angenehm. Moderne städtische Zentren mit grossen Bauten aus Beton und Glas werden nicht nur visuell, sondern auch akustisch als monoton empfunden. Wenig Abschirmung und Streuung und viel Reflexion verstärken den Verkehrslärm und reduzieren die klangliche Vielfalt. Bei bestehenden Plätzen muss das Augenmerk auf dem Erdgeschoss liegen. Hier sind zumindest teilweise Interventionen zur akustischen Verbesserung möglich.

? Gebäude und Kleinbauten

Wände und Fassaden

Fassaden haben eine besonders grosse Wirkung auf die akustische Qualität. Die Ausgestaltung der Fassaden ist mitverantwortlich für die Reflexionen und damit für die das Hörerlebnis zwischen den Baukörpern (Dröhnen, Flatterechos). Ein besonderes Augenmerk gilt dem Übergang vom Boden zur Fassade. Gut strukturierte, raue Oberflächen liegen gegenüber seriell hergestellten Wänden aus Glas oder Beton akustisch im Vorteil. Fein strukturierte Oberflächen streuen v.a. hohe Töne, grob strukturierte Oberflächen streuen auch mittlere und tiefere Töne.

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Boden und Wege

Materialvielfalt des Bodens begünstigt die Vielfalt an akustischen Effekten. Entsiegelte Böden streuen und absorbieren den Schall und sind zudem eine wichtige hitzemindernde Massnahme. Die Bodenbeschaffung der Wege bestimmt massgeblich den Klang der Schritte.

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Pflanzen und Tiere

Bäume und Sträucher streuen den Schall und wirken gegen akustische Monotonie. Sie reflektieren und streuen den Schall hoher Frequenzen an ihren Ästen und Blättern und tragen damit zur akustischen Orientierung bei. Zudem kann der Schall in der Hauptausbreitungsrichtung vermindert werden. Grosse Laubbäume nuancieren zusammen mit dem Boden sämtliche Geräusche wie Stimmen und Schritte.

Pflanzen sind dann eine aktive Massnahme, wenn sie durch eine gezielte Auswahl schon bei leichtem Wind mit leichtem Wispeln und Rauschen von sich hören lassen.

Bäume, Sträucher bieten Lebensraum für Vögel, Insekten und andere Tiere. Tierstimmen fördern das positive Erleben eines Ortes und lenken von den negativen Geräuschen ab. Vorab Singvögel tragen zu einer angenehmen Geräuschkulisse bei.

Pflanzen dienen ebenfalls zur Hitzeminderung und fördern die Biodiversität in besiedelten Gebieten.

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Wasser

Wassergeräusche können Aufenthaltsorte nicht nur visuell und mikroklimatisch bereichern, sondern vorab auch akustisch aufwerten. Der Klang von Brunnen, Bächen und Flüssen wird fast immer als positiv wahrgenommen, umso mehr, wenn der omnipräsente Verkehrslärm dadurch etwas in den Hintergrund tritt. Bei Brunnen oder Wasserspielen sind abwechslungsreiche Wassergeräusche wie Rauschen, Fliessen, Tropfen und Plätschern wichtig. Dies gilt auch bei der Renaturierung von Fliessgewässern. Wasser trägt zudem an Hitzetagen zur Kühlung des Siedlungsraumes bei.

? Wasser_und_Verkehr

Die Publikation «Mit Brunnen, Bach und Fluss gegen Lärm von Auto, Tram und Bus» führt anhand vielfältiger Beispiele aus, wie Wassergeräusche den Verkehrslärm erträglicher und den Aufenthalt angenehmer machen.

Klangkunst

Mit künstlerischen Interventionen können Räume punktuell und zeitlich begrenzt beschallt werden. Ziel ist es, Monotonie und Anonymität zu durchbrechen, einem unruhigen Freiraum oder sozialen Brennpunkt eine klangliche Orientierung zu bieten. Vielleicht führt die Klangkunst dazu innezuhalten (Bsp. Tinguelybrunnen, Harmonic Gate) oder auch nur dazu eine als beklemmend empfundene Raumsituation für eine rasche Durchquerung erträglicher zu machen.

? Klangkunst