Helvetiaplatz in Luzern

Der dreieckige Helvetiaplatz war von drei Strassen begrenzt. Seit der Sperrung der Waldstätterstrasse in diesem Abschnitt reicht er bis zur angrenzenden Jugendstil-Häuserzeile. Die Umgestaltung und Begrünung machte ihn ab 1994 zu einer grünen Lunge des Quartiers und ermöglicht dortigen Restaurants eine Aussengastronomie im Schatten der Kastanienbäume. Der grösste Teil des Platzes ist öffentlich und dient der Entspannung und als Treffpunkt, wird aber auch für Quartierfeste, Boccia-Spiele oder Wochenmärkte genutzt.

Beurteilung der Klangqualität im Hinblick auf die Aufenthalts- und Erholungsqualität

Kriterien für Klangqualität
Feststellungen
Allgemeine Situation, Ruhe
Stop-and-go-Verkehr mit Nutzfahrzeugen auf der Moosstrasse. In der nahen Fussgängerzone ist es ruhiger als auf dem Platz
Vorherrschende Geräusche
Vögel und Verkehr sind mittags etwa gleich prominent
Geräuschvielfalt - Klangvielfalt
verschiedene Vogelarten in den Kastanienbäumen
Kommunikationsfreundlichkeit
Gespräche sind gut möglich, auf den öffentlichen Sitzbänken an der Moosstrasse stört aber der Grundpegel von ca. 60 dB(A)
Akustische Nutzungsverträglichkeit
verschiedene, nicht zu laute Nutzungen stören sich gegenseitig nur wenig
Schallausbreitung und Reflexionen
die Häuserfront hinter der Moosstrasse reflektiert und verstärkt den Verkehrslärm aus dieser Richtung noch
Ortung in Richtung und Distanz
keine Fehlortungen durch Spiegelreflexionen (gegliederte Jugendstil-Fassaden)
Wassergeräusche
leider keine, weil der Brunnen dezentral in der Westecke steht
Spezielle Schallquellen
keine (ausser bei Darbietungen auf der Neustadt-Rondelle)
Sicherheit vor Störungen auf Platz
immer wieder lautes Anfahren von (Nutz-)Fahrzeugen
Klangraum nach Wahl
der Platz bildet einen ziemlich einheitlichen Klangraum
Einzigartigkeit, Identifizierbarkeit
keine eigentlichen Soundmarks

Ort und Lage

Luzern, Helvetiaplatz

Geschichte

Quartierverein Hirschmatt-Neustadt:
Helvetiagärtli

Spezielles

Das Neustadt-Rondell (2021) ist sowohl Kleinbühne wie zusätzliche Sitzgelegenheit

Lärmsituation

Die Einmündung in die Bundesstrasse führt bei viel Verkehr zu ständigem Stop-and-go auf der unmittelbar an den Platz angrenzenden Moosstrasse. Zu hören sind nicht die Rollgeräusche von fliessendem Verkehr, sondern Motorenlärm beim Anfahren und quietschende Bremsen beim Anhalten. Dann misst man auf dem Platz 55–60 dB(A). Weiter hinten auf dem Platz ist es etwas weniger laut, so dass man sich dort gut unterhalten kann.

Gestaltungsbereiche

Ausführung zu den einzelnen Gestaltungsbereichen finden Sie hier:
Klangräume gestalten

Gelände und Strukturierung
Der Platz besteht im Wesentlichen aus einer dreieckigen Fläche ohne horizontale oder vertikale Strukturierung.

Gebäude, Kleinbauten und Mauern
Der Lärm des Verkehrs auf der Moosstrasse wird von der geschlossenen, mehrstöckigen Häuserfront direkt dahinter zum Helvetiaplatz zurückgeworfen, was ihn noch verstärkt. Immerhin hält diese Strasse den Lärm von der dahinter verlaufenden, dicht befahrenen Bundesstrasse ab. Das kommt aber nur zur Geltung, wenn der Verkehr auf der Moosstrasse stockt oder die Ampeln eingangs Moosstrasse für eine Lücke im Verkehr sorgen.
Könnte ein Mäuerchen anstelle der niedrigen Hecke den Verkehrslärm von der Moosstrasse mindern? Wohl kaum, denn dieser Lärm würde starke tiefe Frequenzen beinhalten und würde zudem deutlich über dem Strassenniveau entstehen, so dass er sich mühelos über das Mäuerchen hinweg ausbreiten könnte. Erst recht gilt dies für den an der Häuserfassade reflektierten Schall.

Wände und Fassaden
Die Fassaden der Jugendstil-Häuser und die dicht belaubten Kastanienbäume wirken sich zusammen mit dem Kies- und Sandboden positiv auf die Klangqualität aus, besonders seit die Strasse unmittelbar vor der Fassade verkehrsfrei und akustisch zur Erweiterung des Platzes geworden ist.

Boden und Wege
«Der helle, wasserdurchlässige Belag heizt sich im Sommer weniger stark auf. Starkniederschläge können vor Ort versickern. Dies entlastet die Siedlungsentwässerung. Das gespeicherte Wasser schützt in trockenen Phasen Pflanzen vor dem Verdorren» (Stadt Luzern, Beispiele zur Umsetzung der Klimaanpassungsstrategie). Für die Klangraumgestaltung ist dieser Belag wie erwähnt günstig. Die Gehwege am Rand sind asphaltiert, so dass Fussgänger:innen und Velos recht leise passieren können.

Pflanzen und Tiere
Wie erwähnt bringt die kniehohe Hecke an der Moosstrasse akustisch nichts. Dagegen machen die hohen und dicht belaubten Kastanienbäume den Wert dieses Platzes aus: Sie spenden nicht nur Schatten neben anderen, sonnigen Bereichen des Platzes, ihr Blätterwerk sorgt auch für angenehme, diffuse Schallreflexionen von oben. Zudem sind sie beliebt bei Vögeln – zu hören sind vor allem die Spatzen –, welche hoch willkommene, natürliche Komponenten in der doch recht lärmigen, städtischen Geräuschlandschaft sind.

Wasser
Auf Zeichnungen von 1900 ist der Helvetiaplatz als Flanierpark mit grandiosem Springbrunnen dargestellt. Tatsächlich erhielt er erst 90 Jahre später einen Brunnen, der auf dem Bundesplatz den Verkehr behindert hatte. Platziert wurde dieser am westlichen Ende des Platzes, wo er heute zwischen zwei Restaurationsbereichen steht und (nur) die Restaurant-Gäste in seiner Nähe erfreut. Die Besucher:innen im öffentlichen Teil des Platzes hören und sehen vom Brunnen leider nichts. Welche Überlegungen zu dieser dezentralen Positionierung geführt hatten, ist dem Quartierverein nicht bekannt.

Klangkunst
Keine, ausser gelegentliche musikalische Darbietungen auf dem Neustadt-Rondell.

Die hohen Kastanienbäume und der helle Kiesboden geben dem Park etwas Südländisches.

Quartierverein Hirschmatt-Neustadt

Südländisch wirkt auch der recht laute Verkehrslärm – wobei gewisse Stadtplätze in Südeuropa dieses Vorurteil widerlegen könnten – und daran lässt sich beim jetzigen Verkehrsregime wenig ändern. Die grossen Kastanienbäume mit ihrem Blätterdach machen den Platz fast zu einem Park – eine «bäumige» Verbesserung der Klangqualität. Verpasst wurde aber die Chance, den öffentlichen Teil des Platzes mit dem Plätschern des Brunnens akustisch aufzuwerten.