Brünighof in Luzern
Der Name Brünighof wird für das Gebäude an der Brünigstrasse/Kellerstrasse verwendet, gilt aber auch für den im Jahr 2019 entstandenen Innenhof zwischen den Gebäudeblöcken der neueren Überbauung (hinten und rechts) und dem zu einem Bürogebäude umgebauten Lagerhaus (links). “Der langgezogene Innenhof wird als urbaner Freiraum für die Naherholung der Wohnungen, Ateliers und Büros verstanden.” (Christoph Fahrni)
Beurteilung der Klangqualität im Hinblick auf die Aufenthalts- und Erholungsqualität
Ort und Lage
Luzern, Kellerstrasse/Brünigstrasse
Projektbeschrieb
Spezielles
Steinskulptur „Verde Spluga“ von Nadja Iseli
Lärmsituation
Es gibt zwei gedeckte Zugänge: von der Kellerstrasse (eng, Fussgängerbreite) und von der Industriestrasse (breit, jetzt aber verengt wegen der Erweiterung des Restaurants Brünig). Zwei weitere Öffnungen bestehen zur und gegenüber der Brünigstrasse. Alle angrenzenden Strassen sind eher ruhig. Auf der Kellerstrasse verkehrt ein VBL-Bus mit Haltestelle genau vor dem dortigen Zugang. Zum Glück handelt es sich um einen relativ leisen Trolleybus.
Gestaltungsbereiche
Ausführung zu den einzelnen Gestaltungsbereichen finden Sie hier:
Klangräume gestalten
Gelände und Strukturierung
Aus der primären Erschliessungsebene erheben sich zwei Hügel bis auf 70 cm Höhe, die als Wurzelraum für die darauf gepflanzten Bäume dienen. Im mittleren Teil des Innenhofs besteht keine Erhöhung.
Gebäude, Kleinbauten und Mauern
Die Aufenthaltsqualität wird begünstigt durch die nicht parallel ausgerichteten Gebäude rundum, aber beeinträchtigt durch die beiden tunnelartigen Zugänge ohne jede Absorption, die den Lärm von aussen in den Hof leiten (vgl. hierzu den Anfang der Hördemonstration).
Der massive Betonunterstand für Velos mit der sich nach oben verjüngenden Seitenwand absorbiert oder streut den Schall trotz der kreisrunden Aussparungen kaum und lenkt ihn nur geringfügig nach oben ab.
Die Steinskulptur hat die Wohnlichkeit der Bebauung zum Thema: „Diese Skulptur steht für Nachbarschaft, erlebbar in einem Stein“ [Nadja Iseli]. Die Granitblöcke sind als „Sitzgelegenheiten und Tisch” gestaltet, doch ist die Sitzfläche zu hoch und die Vorderkante der Sitzfläche scharf, so dass sie sich nur mit einem mitgebrachten Fussschemel zum Sitzen eignen. Die Büros und Geschäfte im Erdgeschoss haben rundum vor ihren Fenstern eigene Sitzgelegenheiten hingestellt.
Wände und Fassaden
Die Innenakustik des Innenhofs profitiert von den nicht rechtwinklig resp. parallel angeordneten Gebäuden. Damit entstehen keine Flatterechos, aber mit den glatten Fassaden und grossen Fenstern im Erdgeschoss ergibt sich eine gewisse Halligkeit, noch verstärkt durch die Tatsache, dass in diesem langgezogenen Innenhof die reflektierenden Fassadenflächen insgesamt viel grösser sind als die zum Teil absorbierende Grundfläche. Schrittgeräusche können zwischen den Fenstern und den Stützmauern mehrfach reflektiert werden.
Boden und Wege
Jene Flächen, die für Fussgänger:innen und Velofahrer:innen als Erschliessung und für die Anlieferung dienen, sind in veredeltem Asphalt ausgeführt. Sie verlaufen entlang der Fenster des Erdgeschosses. So werden Passant*innen gezwungen, direkt vor den grossen Fenstern durchzugehen.
Die seitlichen Stützmauern der Erdhügel dienen auch als Sitzgelegenheiten. Der eine Hügel ist dem Restaurant zugewandt und begehbar. Die Oberfläche ist mit einem durchlässigen Belag abgedeckt.
Trampelpfade sollen „Bewohner und Besucher über diese beiden Hügel leiten und zum Entdecken, Verweilen und Spielen einladen” [Fahrni Landschaftsarchitekten]. Bei den Besuchen gingen aber alle Passant*innen seitlich vor den grossen Fenstern.
Pflanzen und Tiere
Die Eichenbäume erhalten dank der dreidimensionalen Gestaltung genügend Wurzelraum über der Tiefgarage. Die beiden Hügel sind mehrheitlich mit Ziergräsern, Farnen und Blütenstauden bepflanzt.
Tiere waren zum Zeitpunkt der exemplarischen Besuche im Innenhof keine zu beobachten, Vögel ausserhalb des Hofs waren jedoch zeitweise zu hören.
Wasser
Keines
Klangkunst
Keine
Dass die Menschen an bestimmten Orten einfach nicht bleiben, hat natürlich mit einem hohen Lärmpegel zu tun, aber auch mit der Art und Weise des Lärms, also dem Klangverhalten von Raum und Oberfläche, das bewusst gestaltet werden muss.
Christoph Farni, Gestalter des Brünighofs, Fahrni Landschaftsarchitekten, in architektur-technik.ch
Im Brünighof sind zwei von drei Aspekten der Klangraumgestaltung erfüllt, wie die Beurteilung der Klangqualität in der Tabelle zeigt: Er ist sehr ruhig (auch wenn die Zugänge noch verbessert werden könnten), und das passive Klangverhalten ist dank der nicht-parallelen Gebäuden und der beiden begrünten Erhebungen gut. Aber es fehlt die aktive Akustik, nämlich positiv empfundene Geräusche wie diejenigen von Wasser oder von Vögeln, die in dieser ruhigen Umgebung besonders gut zur Geltung kämen. So bleiben als natürliche Geräusche nur gelegentliche Gespräche, die aus relativ grosser Entfernung nicht nur zu hören, sondern auch zu verstehen sind. Ohne menschliche Stimmen wirkt der Brünighof leblos.