Klangräume erleben
In unserem Alltag spielt das Hören eine ebenso unmerkliche wie wesentliche Rolle. Wir sind uns gewohnt, uns auf den visuellen Sinn zu verlassen. Akustische Reize blenden wir unbewusst oder auch bewusst aus, z. B. durch Musik im Ohr. Die optische Umgebung wirkt teilweise wie ein Filter für die Klänge.
Darüber hinaus hört jede Person einen Ort ein bisschen anders, abhängig von der Tageszeit und der momentanen Befindlichkeit. Ein Ort klingt nicht immer gleich. Es kann sein, dass gerade kein Windstoss die Blätter zum Rauschen bringt, der Brunnen abgestellt ist, kein Flugzeug am Himmel dröhnt und das Echo aus dem Hinterhof schwächer ist als sonst.
Wenn wir miteinander reden, hören wir uns gegenseitig zu. Wir hören dann aber fast nie auf die Umgebung. Sie wird uns meist störend bewusst, wenn sie lärmig ist. Die Umgebung zu hören beinhaltet aber mehr als nur auf ihren Lärm zu reagieren. Geräusche und Klänge erzählen uns etwas vom Charakter eines Ortes und auch von seinen Geschichten. Aktives Hinhören bedeutet also, dass die Ohren bewusst geöffnet werden. Dies erfordert Aufmerksamkeit und Achtsamkeit – Hören muss man üben.
Hören Sie selbst!
Kommen Sie mit auf einen virtuellen Spaziergang entlang des Zürichsees: eine Umgebung, die eine sehr vielfältige Klanglandschaft bietet.
Die verschiedenen Stationen lassen sich zuerst hörend entdecken, bevor das jeweilige Bild dazu erscheint. Was stellen Sie sich vor, wenn sie die Geräusche hören? Stimmt Ihre Imagination mit dem jeweiligen Bild überein?
Bei einem Klangspaziergang durch Aarau mit der kantonalen Abteilung für Raumentwicklung war es faszinierend zu beobachten, wie die Kolleg:innen plötzlich eine neue, vorher eher wenig bekannte, aber sehr wichtige Dimension entdeckt haben, um die Qualität von Freiräumen im Siedlungsgebiet zu beurteilen. Die Klangraumgestaltung ist definitiv ein wichtiges Element der hochwertigen Siedlungsentwicklung nach innen!
Heiko Loretan, Abteilungsleiter «Abteilung für Umwelt», Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Kanton Aargau
Spaziergänge für offene Ohren
Im Rahmen vom Modellvorhaben für nachhaltige Raumentwicklung «Ruheorte. Hörorte.» sind verschiedene Spaziergänge im lärmbelasteten Limmattal erarbeitet worden, die das Bewusstsein für die akustische Qualität im öffentlichen Raum schärfen. Die entwickelten Ansätze von «Ruheorte. Hörorte.» können auch auf weitere lärmbelastete Regionen übertragen werden.
Das Projekt ist eingebettet in die «Regionale Projektschau Limmattal 2025,» die Plattform für innovative Projekte im Limmattal, welche sich mit den aktuellen Herausforderungen und Potenzialen der Region beschäftigt.
Auf der nachfolgenden Karte von Dietikon und Baden lassen sich hörenswerte Orte entdecken, die sich zu einem Spaziergang verbinden lassen – sowie eine Anleitung, um die Ohren auf spielerische Weise zu öffnen. Ein besonderes Hörerlebnis (auf dem Rundgang in Dietikon) ermöglicht der «Wasserschleier auf der Vorstadtbrücke» (Mit Brunnen, Bach und Fluss gegen Lärm von Auto, Tram und Bus ). Er verstärkt das natürliche Rauschen der darunter fliessenden Reppisch und verlockt zum eigenen Eingreifen. Er wurde vom Klangkünstler Andres Bosshard in Zusammenarbeit mit der Firma «Metallatelier» entworfen.
Wer gerne weitere «Spaziergänge für offene Ohren» im Limmattal unternehmen möchte, findet diese unter ruheortehoerorte.ch