Innenhof Himmelrich 2 in Luzern
Die Wohnsiedlung „Himmelrich 2“ der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL) entstand 1926 bis 1929 in der Luzerner Neustadt. Sie wurde letztmals 2009 erneuert. Dabei erfolgte der Anbau einer gesamten Balkonschicht zum Innenhof.
Beurteilung der Klangqualität im Hinblick auf die Aufenthalts- und Erholungsqualität
Ort und Lage
Luzern, Bundesstr./Bleicherst.
Projektbeschrieb
Wohnsiedlung Himmelrich 2
von Artur Bucher (heute Stadtarchitekt von Olten)
Spezielles
Blockrandbebauung mit Innenhof für die Bewohner*innen (autofrei)
Lärmsituation
Am Eingang der nordwestlichen Durchfahrt in den Innenhof führt die verkehrsintensive Bundesstrasse vorbei, die immerhin in jenem Bereich keine Ampeln aufweist. Die Strassen auf den anderen Seiten hingegen sind nicht zu hören.
Gestaltungsbereiche
Ausführung zu den einzelnen Gestaltungsbereichen finden Sie hier:
Klangräume gestalten
Gelände und Strukturierung
Der Innenhof ist im Wesentlichen flach (siehe Bild). Die drei Velounterstände stehen längs am Rand des Innenhofs nahe bei den Hauseingängen.
Gebäude, Kleinbauten und Mauern
Die Blockrandbebauung mit sieben Etagen hält den starken Lärm der dicht befahrenen Bundesstrasse (mit Tempolimite 50 km/h) wirksam ab. Umso mehr fallen die Lücken in dieser Abschirmung auf: die Durchfahrten. Sie weisen keinerlei Absorption auf, leiten den Lärm von der Bundesstrasse in den Innenhof und fügen ihm einen Nachhall bei. Die Hördemonstration zeigt eindrücklich, wie gut man den Strassenlärm von links hinten hört. Dieser wird ausserdem mit Resonanzen des Durchgangs verfremdet.
Im Projekt “Stadtklang” der HSLU wurden die Seitenflächen der schmalen Durchfahrt streuend und absorbierend verkleidet. Erwartungsgemäss war dann der Klang einer in der Durchfahrt gespielten Trommel deutlicher und weniger nachhallend.
Weitaus wichtiger als die Klangqualität in der Durchfahrt ist aber, ob der Lärm von aussen mit einer solchen Massnahme gedämpft werden kann. Dies wurde in Zürich für eine ähnliche Situation abgeklärt. Nach der akustischen Verkleidung beider Seitenwände der Durchfahrt bis 2/3 der Höhe wurde im Innenhof eine Verminderung des Aussenlärms um bis zu 5 dB gemessen. Eine ähnliche Verbesserung wäre auch bei der engen Durchfahrt im Himmelrich 2 zu erwarten. Mit Absorption nur an gegenüberliegenden Wänden kann sich aber ein Flatterecho zwischen Boden und Decke ausbilden. Eigentlich wäre eine Absorption an der Decke und an einer Seitenwand vorzuziehen.
Die grossen Velounterstände erscheinen als Kleinbauten und trennen am Rand des Innenhofs die Erschliessungswege von der begrünten Fläche.
Wände und Fassaden
Dank der polygonalen Grundstruktur zum Innenhof hin und den vorgebauten Balkonen ist dieser frei von akustischen Unarten, wie sie sich durch Reflexionen zwischen parallelen Flächen ergeben würden.
Die Wände der Velounterstände bestehen aus geneigten Holzplanken mit Zwischenräumen. Sie lassen den horizontal auftreffenden Schall passieren oder lenken ihn nach oben ab. Von Geräuschen im Innenhof – z. B. von Ballspielen – werfen sie jedenfalls kein Echo zurück.
Boden und Wege
Im gesamten Innenhof finden sich Rasenflächen mit geschwungenen, befestigten Gehwegen.
Pflanzen und Tiere
Ausser den Bäumen gibt es nur kleine Sträucher (Bodenbedecker) am Rand des Innenhofs. Die Bäume im Innenhof vermochten noch keine Vögel anzuziehen.
Wasser
Es gibt keine Wassergeräusche.
Klangkunst
keine
Um die Lebendigkeit des Innenhofs zu erhöhen, wurde eine polygonale Balkonstruktur angefügt, welche geschossweise farblich differenziert gestaltet ist. Der Innenhof bleibt auch in Zukunft verkehrsfrei und ist begrünt.
Artur Bucher, Architekt der Erneuerung 2009
Die Akustik des Innenhofs ist sehr gut gelungen und vermeidet manche Schwächen von anderen Innenhöfen, doch es fehlt an Geräuschen, die eine positive Wirkung haben. Solche sollte man allerdings von den Balkonen aus nur dezent hören. Vögel wären auf jeden Fall willkommen. Wie so oft begrenzt der Durchgang zur lauten Strasse die akustische Aufenthaltsqualität im Innenhof.