Brühlgutpark in Winterthur
Der Brühlgutpark südwestlich der Altstadt ist aus einem Villengarten entstanden. Seit 2010 verbindet der Park Bestandteile des historischen Landschaftsgartens mit modernen Elementen. Der Park wird von den Bewohner:innen des angrenzenden Alterszentrums sowie von Anwohner:innen aus dem Quartier gerne genutzt.
Beurteilung der Klangqualität im Hinblick auf die Aufenthalts- und Erholungsqualität
Die Beurteilung erfolgte an zwei unterschiedlichen Orten:
v = vorn an der Strasse, h = hinten beim Brunnen
Ort und Lage
Projektbeschrieb
Brühlgutpark, Winterthur
Krebs und Herde Landschaftsarchitekten
Spezielles
Auszeichnung Goldener Hase
für Landschaftsarchitektur der Zeitschrift “Hochparterre” (2010)
Schulthess Gartenpreis des Schweizer Heimatschutzes (2011)
Lärmsituation
Die auch von Lastwagen stark befahrene Zürcherstrasse (25’000 Fahrzeuge pro Tag, Tempolimite 50 km/h, kein lärmarmer Belag) wirkt noch lauter, weil die unmittelbar dahinter liegende Fassade des historischen Backsteingebäudes „Roter Pfeil“ den Lärm zum Park zurückwirft.
Gestaltungsbereiche
Ausführung zu den einzelnen Gestaltungsbereichen finden Sie hier:
Klangräume gestalten
Gelände und Strukturierung
Von der Zürcherstrasse her steigt das Terrain leicht und fast arenaartig an. Eine Treppe überwindet den Höhenversatz zum Alterszentrum. Die zentrale, kreisförmige Rasenfläche ist von einem Betonring eingefasst, welcher stellenweise zum Sitzen genutzt werden kann, aber keine akustisch wirksame Strukturierung darstellt. Insbesondere zur Strasse hin gibt es keinen Wall, der den Lärm abschwächen könnte.
Gebäude, Kleinbauten und Mauern
Es sind keine akustisch wirksamen Einbauten vorhanden. Strassenseitig gibt es keine Mauer.
Wände und Fassaden
Die grosse Fassade des historischen Backstein-Gebäudes „Roter Pfeil“ unmittelbar hinter der Zürcherstrasse reflektiert den Lärm der Strasse auf die Gegenseite zum Park.
Boden und Wege
Um den zentralen Rasen gruppieren sich bepflanzte Flächen. Neben dem begehbaren Betonring um die Rasenfläche stehen grosszügige Wege mit kiesbelegter Oberfläche zur Verfügung.
Pflanzen und Tiere
Der imposante Baumbestand konnte vom Vorgängerpark übernommen werden und rauscht bei Wind angenehm, wie auch die Hördemonstration vorführt.
Vielfältige Pflanzen schmücken den Park, in Anlehnung an seine Geschichte: Weihrauchzedern, Magnolien, Farnbuchen, panaschierte Ölweiden, Akanthus und Herbstanemonen.
Vögel mögen vorhanden sein, sind aber kaum zu hören.
Wasser
Der Brunnen hinten in der Nordostecke des Parks setzt einen wohlklingenden akustischen Akzent, bleibt aber im Rest des Parks unhörbar. Ein zusätzlicher, tieferer Hundetrog könnte ein vielfältigeres Geräusch erzeugen, ohne den Wasserverbrauch zu erhöhen. So wären auch kleine und mittelgrosse Hunde bedient, die jetzt nicht zum Wasser gelangen, ohne angehoben zu werden.
Klangkunst
keine
Gestaltungsbereiche
Ausführung zu den einzelnen Gestaltungsbereichen finden Sie hier Klangräume planen
Gelände und Strukturierung
Der Park ist vertikal strukturiert: Der linksufrige Hochwasser-Schutzdamm schirmt gegen Lärm von Fahrzeugen auf der Strasse dahinter wirksam ab: Sie wirken leiser und weiter weg und sind weniger gut zu orten. Die Schüss fliesst in einem Tälchen. Die Wege auf der Anhöhe im Park lassen weit in die Umgebung hören. Es gibt aber auch einen Weg an der Schüss.
Gebäude, Kleinbauten und Mauern
Das grosse Swatch-Gebäude und die rechtsufrige Wohnsiedlung dämmen Lärm von der Jakob Stämpfli-Strasse dahinter. Dabei hilft auch die recht grosse Distanz.
Wände und Fassaden
Es gibt keine hörbaren Reflexionen von den benachbarten Gebäuden, weil sie weit weg sind. Auch das wurmförmige Swatch-Gebäude am Eingang zum Park streut den Schall und wirft trotz glatter Oberfläche kein Echo zurück.
Boden und Wege
Der Boden im Park besteht aus akustisch günstigem Wiesland. Die geschwungenen Wege auf unterschiedlicher Höhe mit Naturboden sind angenehm zu beschreiten und lassen die eigenen Schritte angemessen hören (und zum Glück auch heranfahrende Velos).
Pflanzen und Tiere
Die gepflanzten Bäume werden wachsen und mit ihrem vergrösserten Blätterdach für mehr Schatten und bei Wind für ein natürliches Blätterrascheln sorgen, aber auch mehr Vögel anziehen, die dann die Klanglandschaft beleben und den Anteil der natürlichen Geräusche nochmals vergrössern.
Wasser
Die Schüss prägt den Gesamtklang positiv, aber nur diskret und in der Nähe. Dort hat es aber keine Sitzplätze, denn diese stehen auf der Anhöhe. Das Gefälle der Schüss ist in diesem Abschnitt gering. Trotzdem könnten zugunsten des Klangs mehr räumlich verteilte Störstellen eingebaut werden, die bei Hochwasser überflutet werden, d.h. (noch) mehr Strukturierung. So entstände ein etwas stärkeres und weitreichenderes Wassergeräusch. Die Möglichkeit von überflutbaren Sitzgelegenheiten für einen direkteren Zugang zur Schüss könnte geprüft werden, damit man dort das Wasser noch direkter erlebt.
Klangkunst
Das Wasserrad am Eingang zum Park lässt einen vortechnischen Klang erhoffen. Aber es ist mittelschlächtig (Wasserstand auf Höhe der Achse) und aus Stahl und klingt nicht. Künstliche oder künstlerische Schallquellen würden im Park hingegen eher stören.
Zur stark befahrenen Strasse hin nimmt ein hoher Zaun das Thema der Parkeinfriedung auf. Die rotierend angeordneten Staketen bilden ein kinetisches Ornament, das je nach Perspektive Einsicht gewährt oder verwehrt.
Krebs und Herde Landschaftsarchitekten
Auf die akustisch problematische Lage an der lauten Strasse antwortet die Gestaltung also mit einem visuellen Effekt. Der Staketenzaun lässt trotz der interessanten Wellenform die Schallwellen von der lärmintensiven Zürcherstrasse ungehindert passieren, bleibt also akustisch unwirksam.
Weder bei der Bauherrschaft noch bei den Gestaltern noch bei der Jury der Architekturpreise war die Klangqualität ein Thema. Der Brühlgutpark ist ein schön gestalteter, aber lauter Park, dessen akustische Aufenthaltsqualität vorn an der Strasse ungenügend und hinten beim Brunnen nur gerade genügend ausfällt.
Ein bepflanzter, hüfthoher Erdwall unmittelbar hinter dem Zaun könnte mindestens die Rollgeräusche der näheren Fahrspur dämpfen, auch wenn die Reflexion von der gegenüberliegenden Backstein-Fassade der Wirkung enge Grenzen setzt. Die visuelle Wirkung des Staketenzauns würde dadurch nicht beeinträchtigt, aber die akustische Qualität im strassennahen Bereich erheblich verbessert.