Stadtpark Schüssinsel in Biel

Bei der Neugestaltung der Parkanlage Schüssinsel mitten in der Stadt Biel von 2010 bis 2017 wurde die Schüss in diesem Abschnitt ökologisch aufgewertet. Gleichzeitig wurde der Steblerkanal mit einem neu installierten Wasserrad verlängert. Ein erhöhter Damm sorgt am südwestlichen Flussufer für einen verbesserten Hochwasserschutz.

Beurteilung der Klangqualität im Hinblick auf die Aufenthalts- und Erholungsqualität

Kriterien für Klangqualität
Feststellungen
Allgemeine Situation, Ruhe
recht ruhig, zeitweise sind Autos hinter dem Damm hörbar, oder Unterhaltslärm vom Swatch-Gebäude
Vorherrschende Geräusche
natürlich: Wassergeräusch der Schüss, Blätterrauschen
technisch: Verkehr hinter dem Damm und gegenüber
Geräuschvielfalt - Klangvielfalt
Die Klangvielfalt dürfte noch zunehmen, wenn die Bäume wachsen und dann mehr Vögel anziehen
Kommunikationsfreundlichkeit
beste Sprachverständlichkeit, aber auch Privatsphäre, dank der Weiträumigkeit und mehreren Wegen
Akustische Nutzungsverträglichkeit
(nur) dank Weiträumigkeit gegeben; der Weg auf dem Damm lässt weit in den Park und die Umgebung hören
Schallausbreitung und Reflexionen
Glücksfall: Damm dämmt den Autolärm dahinter keine Reflexionen von Gebäuden, Freifeldakustik
Ortung in Richtung und Distanz
problemlos – positiv hervorgehoben werden kann, dass die Autos hinter dem Damm nicht scharf zu orten sind und weniger auffallen
Wassergeräusche
Die Schüss klingt ansprechend, aber davon profitiert nur ein kleiner Teil des Parks. Zusätzliche Störstellen wären schön
Spezielle Schallquellen
Das Wasserrad am Zugang könnte akustisch mehr zur Geltung kommen (vielleicht sogar als Soundmark)
Sicherheit vor Störungen auf Platz
Motorfahrzeuge haben keine Zufahrt auf den Platz
Klangraum nach Wahl
nur graduelle Veränderungen:
je nach Standort mehr oder weniger Wassergeräusche
Einzigartigkeit, Identifizierbarkeit
keine besonderen Soundmarks, aber einfach ein schöner Park

Ort und Lage

Schüssinsel / Ile de la Suze, Biel / Bienne
Google Streetview

Projektbeschrieb

Revitalisierung der Schüss
(Emch+Berger SA)

Spezielles

Auszeichnung Flâneur d’Or 2017

Auszeichnung Goldener Hase für Landschaftsarchitektur der Zeitschrift „Hochparterre“

Lärmsituation

Im Südosten verläuft hinter dem Damm die mässig befahrene Gottstattstrasse. Im Nordosten grenzen ein ruhiges Wohngebiet und das Swatch-Gebäude an den Park. Erst dahinter verläuft die Jakob Stämpfli-Strasse.

Gestaltungsbereiche

Ausführung zu den einzelnen Gestaltungsbereichen finden Sie hier:
Klangräume gestalten

Gelände und Strukturierung
Der Park ist vertikal strukturiert: Der Hochwasser-Schutzdamm schirmt ihn gegen den Lärm von Fahrzeugen auf der Strasse dahinter wirksam ab: Die Autos wirken leiser, weiter weg und sind weniger gut zu orten. Die Schüss fliesst in einem Tälchen. Die Wege auf der Anhöhe im Park lassen weit in die Umgebung hören. Es gibt aber auch einen Weg an der Schüss.

Gebäude, Kleinbauten und Mauern
Das grosse Swatch-Gebäude und die Wohnsiedlung dämmen den Lärm von der Jakob Stämpfli-Strasse dahinter. Dabei hilft auch die recht grosse Distanz.

Wände und Fassaden
Es gibt keine hörbaren Reflexionen von den benachbarten Gebäuden, weil sie weit weg sind. Auch das wurmförmige Swatch-Gebäude am Eingang des Parks streut den Schall und wirft trotz glatter Oberfläche kein Echo zurück.

Boden und Wege
Der Boden im Park besteht aus akustisch günstigem Wiesland. Die geschwungenen Wege sind angenehm zu begehen und lassen Schritte in passendem Mass hörbar werden (zum Glück auch heranfahrende Velos).

Pflanzen und Tiere
Die gepflanzten Bäume werden wachsen und mit ihrem vergrösserten Blätterdach für mehr Schatten und bei Wind für ein natürliches Blätterrascheln sorgen, aber auch mehr Vögel anziehen, die dann die Klanglandschaft beleben und den Anteil der natürlichen Geräusche nochmals vergrössern werden.

Wasser
Die Schüss prägt den Gesamtklang positiv, aber nur diskret in der unmittelbaren Nähe des Flusslaufs. Dort hat es leider keine Sitzplätze, denn diese stehen auf der Anhöhe. Das Gefälle der Schüss ist in diesem Abschnitt gering. Trotzdem könnten zugunsten des Klangs mehr räumlich verteilte Störstellen eingebaut werden, die bei Hochwasser überflutet werden. Mit den Turbulenzen entstände ein etwas stärkeres und weitreichenderes Wassergeräusch. Die Möglichkeit von überflutbaren Sitzgelegenheiten für einen direkteren Zugang zur Schüss könnte geprüft werden, damit man dort das Wasser noch direkter erlebt.

Klangkunst
Das Wasserrad am Eingang zum Park lässt einen präindustriellen Klang erhoffen. Aber es ist mittelschlächtig (Wasserstand auf Höhe der Achse) und aus Stahl, deshalb tönt es nicht. Künstliche oder künstlerische Schallquellen würden im Park hingegen eher stören.

Der Wasserbau entwickelt sich in letzter Zeit rasch. Gewässerstrukturierungen stehen nicht mehr zwingend im Konflikt mit Hochwasserschutz. Aus wasserbaulich/ökologischer Sicht würde man bereits heute an der Schüss einiges anders machen. Heute ist man mutiger, bei Revitalisierungen Strukturierungen einzubauen.

Claude Pahud, Projektleiter für Wasserbau beim Schüssinsel-Park, Emch&Berger AG

Die Beurteilung weist schon im jetzigen Zustand eine gute Klangqualität aus.
Im Wissen, dass die Fachleute einen solchen Park heute mutiger und mit noch höherer Klang- und Erholungsqualität gestalten könnten, lohnt sich ein Besuch im Schüssinsel-Park erst recht. Er zeigt, inwiefern ein renaturiertes Fliessgewässer auch akustisch zum Erholungswert beitragen kann.